Der Tauchsport gewinnt stetig an Popularität, weshalb die Anzahl der Tauchneulinge wie auch der fortgeschrittenen Taucher stetig zunimmt.
Zur Vorbeugung von Tauchvorfällen werden mittlerweile regelmäßige medizinische Checks nahegelegt oder gar verlangt. Wie oft diese stattfinden, hängt vom Alter ab. Die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin rät zu Checks alle drei Jahre für diejenigen zwischen 18 und 39 Jahren und jährlich für Personen unter 18 oder über 40.
Die Innere Nasenprüfung sollte konsequent endoskopisch sowohl vor als auch nach der Schleimhautabschwellung und optimalerweise mit festen Winkeloptiken stattfinden. Dies erkennt zuverlässig Veränderungen, die Druckausgleichsschwierigkeiten signalisieren. Bei chronischer polypöser Rhinosinusitis sollte vor einer Tauchgenehmigung eine Operation erwogen werden. Vor dem Tauchen sollten akute Nasen- und Nebenhöhleninfektionen abklingen. Wer Medikamente zur Schleimhautabschwellung benötigt, gilt als nicht tauchgeeignet.
Bei vorhandener allergischer Rhinopathie und der Wahl von Tauchorten/Zugangszeiten, die Allergenbelastungen mit sich bringen, sind Druckausgleichsprobleme wahrscheinlich. Von Tauchvorgängen während der Pollensaison für betroffene Allergiker wird abgeraten. Einige Medikationen, insbesondere Psychopharmaka, können die Nasenatmung beeinträchtigen, was Tauchdruckprobleme verursacht.
Eine schiefstehende Nasenscheidewand kann die Tubenfunktion beeinträchtigen und somit die Mittelohrbelüftung mindern. Diese Abweichung tritt angeboren oder nach Verletzungen auf. Bei starken Ausprägungen kann die Tauchfähigkeit aufgrund unzureichender Mittelohrbelüftung eingeschränkt sein.
Eine Fehlstellung der Nasenscheidewand kann bereits bei minimaler Nasenschleimhautschwellung (z.B. bei leichten Erkältungen oder Allergien) eine deutliche Blockierung der Tubenöffnungen hervorrufen.
Akute Entzündungen der Nasennebenhöhlen verursachen Schleimhautschwellungen in der Nase sowie der betroffenen Nebenhöhle. Dadurch kann eine Blockierung der Verbindung zwischen Neben- und Hauptnase entstehen. Beim Abtauchen gleicht der Druck in der Hauptnase dem Außendruck, während in den Nebenhöhlen ein Druckunterschied entstehen kann, der wiederum zu weiteren Schwellungen und Blutungen führen kann.
Chronische Entzündungen in den Nasennebenhöhlen neigen zur Polypbildung. Vor allem bei sich verändernden Polypen kann beim Auftauchen eine Blockierung der Öffnungen erfolgen. Der Druck in den Nebenhöhlen kann nicht entweichen, was zu einem Dekompressionstrauma führt. Eine zusätzliche Beeinträchtigung der Tubenfunktion ist denkbar.
Allergische Rhinosinusitiden sind oft nicht eindeutig zu bewerten. Ausgelöste Schleimhautschwellungen können die Tauchfähigkeit beeinträchtigen. Hier ist die Anamnese zentral. Allergene, die in Europa Probleme verursachen, könnten in der Südsee irrelevant sein. Saisonale Allergien beeinflussen nur zu bestimmten Zeiten die Tauchfähigkeit. Bei der Bewertung spielen Taucherfahrung und Patientencompliance eine Rolle.
Auch die Medikamentengeschichte ist zu prüfen. Patienten unter systemischen Antiallergika können in ihrer Reaktionsfähigkeit eingeschränkt sein. Zu beachten ist, dass neuere Antihistaminika keine sedierenden Effekte mehr zeigen sollen. Informationen zur Wirkung unter erhöhtem Druck fehlen jedoch. Ärzte haben hierbei einen Ermessensspielraum.
Eine zusätzliche asthmatische Indikation erfordert besondere Sorgfalt, da die Bronchokonstriktion sich unter Belastung, Stress oder durch das Einatmen kalten Nebels verstärken kann.
Bei Schäden an der Frontobasis oder Otobasis durch ein Schädel-Hirn-Trauma kann potentiell eine Liquorfistel entstehen. Dies verursacht eine direkte Verbindung zwischen den luftgefüllten Hohlräumen der Nasennebenhöhlen, des Mittelohres und den inneren Schädelräumen. Bei Verletzungen der Frontobasis berichten Patienten oft von zeitweiliger oder ständiger Rhinoliquorrhoe, die operativ behandelt werden muss. Otobasisbrüche können mit Funktionsbeeinträchtigungen des Hör- oder Gleichgewichtsorgans verbunden sein und bei anhaltenden Fisteln eine Otorhinoliquorrhoe verursachen (Liquor-Fluss über die Tuba auditiva).
In Hinblick aufs Tauchen bergen beide Zustände das Risiko, unter Druckbedingungen ein Pneumenzephalon zu entwickeln. Auch sind Schädigungen des Nervus facialis mit resultierender Gesichtsmuskel-Lähmung möglich, die durch Druckschäden an der Schädelbasis entstehen. Bei Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma ist auch das Risiko posttraumatischer Anfälle zu berücksichtigen.
Das Gebiss und die Mundmotorik erfüllen eine wichtige Haltefunktion, um das Mundstück sicher zu halten. Kariöse Zähne können die Gefahr eines Lufteinschlusses und folgender Zahn-Destruktion bei einem Barotrauma in sich bergen.
Neurologische Beeinträchtigungen, wie ein- oder beidseitige Lähmungen des Gesichtsnervs oder Störungen des N. trigeminus, die das stabile Festhalten des Atemautomat-Mundstücks beeinflussen (z.B. M. orbicularis oris, M. masseter), schließen die Eignung zum Tauchen aus.
Bei einigen Kehlkopferkrankungen kann es während der Dekompressionsphase zu einem glottischen oder supraglottischen Larynxverschluss kommen. Dies kann zu einem schweren Lungen-Dekompressionsbarotrauma führen, das durch ein Mediastinalemphysem, einen Pneumothorax und das Risiko arterieller Gasembolien ein potenziell lebensbedrohliches Szenario bildet.
Akute Entzündungen des Kehlkopfes sind meist viral oder bakteriell bedingt. Sie können auch durch Chemikalien, Hitze oder allergische Inhalationen ausgelöst werden. Symptome variieren von Heiserkeit über Husten bis hin zu Schmerzen. Die Gefahr von Hustenanfällen oder Laryngospasmen stellen ein Risiko für Tauchaktivitäten dar.
Laryngozelen, Ausweitungen des Sacculus laryngis im Kehlkopf, können angeboren oder erworben sein und mit Schleim oder Luft gefüllt sein. Innere Laryngozelen erstrecken sich innerhalb, während äußere Laryngozelen durch Kehlkopfmembranen brechen. Sie können zu Schluck- und Atemproblemen führen. Bekannte oder entdeckte Laryngozelen schließen Tauchaktivitäten aus. Bei Druckveränderungen kann sich eine Laryngozele ausdehnen und den Kehlkopf blockieren, was Lungenschäden verursachen kann. Nach einer erfolgreichen Operation kann jedoch die Tauchtauglichkeit wiederhergestellt werden.
Die Stimmbänder erhalten ihre Bewegung hauptsächlich durch den N. recurrens. Eine Schädigung führt zu einer Lähmung und typischerweise zu Heiserkeit. Solche Lähmungen müssen untersucht werden. Bei einseitiger Stimmlippenparese sollte eine HNO-Untersuchung die Weite der Glottis beurteilen. Ohne Atembeschwerden ist das Tauchen oft möglich. Bei beidseitiger Parese ist Tauchen jedoch ausgeschlossen.
Nach Verletzungen oder chirurgischen Eingriffen am Kehlkopf, insbesondere Tracheotomien, kann es zu Verengungen der Luftröhre kommen. Wenn solche Verengungen die Atmung beeinträchtigen, ist das Tauchen nicht ratsam. Eine Lungenfunktionsprüfung kann hier Klarheit schaffen.