Schnarchen & Schlafapnoe

Schnarchen ist sehr häufig und nimmt mit steigenden Alter zu: Nahezu jeder Zweite ist betroffen. In vielen Fällen ist es für die eigene Gesundheit ungefährlich, aber es kann auch ein Anzeichen für schwerwiegende gesundheitliche Probleme sein. Hinzu kommt, dass die Schnarchgeräusche für den Partner oft enorm belastend sind, weil er immer wieder in seinem Schlaf unterbrochen wird. Nicht umsonst suchen Schnarcher meist nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf dringendes Bitten ihres Partners eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis auf.

Dieser Schritt ist generell empfehlenswert, vor allem, wenn der Betreffende laut und unregelmäßig schnarcht. Denn anders als beim einfachen Schnarchen kann unregelmäßiges Schnarchen ein Anzeichen für Atmungsstörungen sein, beispielsweise für eine obstruktive Schlafapnoe. Deshalb muss lautstarkes und unregelmäßiges Schnarchen in jedem Fall abgeklärt und behandelt werden.

Schlafapnoe ist klar vom „normalen", dem so genannten einfachen oder primären Schnarchen abzugrenzen. Bei einer Schlafapnoe ist die Regulation der Atmung gestört, was potenziell lebensbedrohlich sein kann. Darauf deutet bereits der Name dieser Erkrankung hin. Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Apnoe" bedeutet nichts anderes als Atemstillstand - bei der Schlafapnoe handelt es sich mithin um einen Atemstillstand im Schlaf. Dazu kommt es, weil die oberen Atmwege der Patienten stark verengt sind. Das behindert die Atmung nicht nur, sondern kann zu deren vollständigem Aussetzen führen - natürlich nur für wenige Sekunden.

Schlafapnoe die Nachtruhe stört und entsprechend zu mitunter extremer Schläfrigkeit und Konzentrationsproblemen am Tage führt, liegt nahe. Die Betroffenen sind jedoch noch einer ganzen Reihe weiterer Gefahren für die Gesundheit ausgesetzt. Inzwischen ist bekannt, dass Schlafapnoe zu Bluthochdruck sowie bei Männern auch zu Potenzstörungen führen kann. Weiterhin erhöhen die nächtlichen Atemaussetzer das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Beim einfachen Schnarchen kommt es noch nicht zu einem Atemstillstand. Durch die Verengung der Atemwege erhöht sich allerdings die Strömungsgeschwindigkeit der ein- und ausgeatmeten Luft. Das führt dazu, dass sich der Luftdruck im Rachenraum vermindert. Dies bewirkt im Verbund mit der erschlafften Muskulatur, dass die weichen Gewebe des Mund- und Rachenraumes im Luftstrom flattern. Dieses leichte Vibrieren erzeugt dann die typischen Schnarchgeräusche.

Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSAS = obstruktives Schlafapnoe-Syndrom) erfolgt ein Kollaps im Rachenraum - zu wiederholten Malen während des Schlafens. Durch den entstehenden Unterdruck verengen sich die oberen Atemwege derart, dass sie zeitweise komplett blockiert werden. Damit wird die Atmung für einige Sekunden vollständig unterbrochen. Dies gibt sich an den Pausen beim Schnarchen zu erkennen. Bedingt durch den Atemstillstand sinkt der Sauerstoffgehalt und der Kohlendioxidgehalt steigt im Gegenzug an. Zugleich verlangsamt sich der Puls. Ein Zustand, der eine umgehende Alarmmeldung an das Gehirn auslöst. Das Atemzentrum gibt daraufhin sofort den Befehl zur Verstärkung der Atmung sowie zum Anstieg von Blutdruck, Herzfrequenz und Muskeltonus. Damit setzt die so genannte Weckreaktion (Arousal) ein: Durch die Steigerung der Muskelspannkraft können sich die Atemwege wieder öffnen. Das ist meist von ungewöhnlich tiefen Atemzügen und lauten Schnarchgeräuschen begleitet.

Der vorübergehende Verschluss der Atemwege kann schwere Komplikationen nach sich ziehen.

Diese Form der Schlafapnoe tritt vor allem bei Männern auf, die übergewichtig sind. Dabei steigt die Häufigkeit mit dem Alter. Während bei den unter 60-jährigen Männern mit Übergewicht bundesweit 20% unter einer obstruktiven Schlafapnoe leiden, sind es bei den über 65-jährigen zu schweren Bundesbürgern beachtliche 60%. Frauen sind auf Grund anderer anatomischer Gegebenheiten im Bereich der oberen Atemwege sowie durch höhere Mengen weiblicher Hormone, der Östrogene, weniger häufig betroffen.

Die obstruktive Schlafapnoe ist deutlich häufiger und auch schwerwiegender als die zentrale Schlafapnoe.

Bei der zentralen Schlafapnoe verschließen sich die oberen Atemwege nicht. Dafür wird die Muskulatur des Brustraums inaktiv. Das führt dazu, dass die Atmung nicht ausreichend angetrieben wird - es gibt zu wenig Atemzüge und diese sind nicht tief genug. In der Folge bekommt der Körper nicht genügend Sauerstoff, woraufhin die Alarmglocken im Gehirn läuten: Es sendet umgehend Wecksignale, damit der Betreffende aufwacht und seine Atmung wieder aufnimmt.

Auch die zentrale Schlafapnoe findet sich häufiger bei Männern und nimmt mit dem Alter zu: Jeder Vierte über 60 Jahren leidet darunter.

Beim einfachen Schnarchen ebenso wie bei der obstruktiv-bedingten Schlafapnoe ist die Luftzufuhr über die oberen Atemwege verringert. Dazu kommt es, weil im Schlaf die Spannkraft, der so genannte Tonus, der Muskeln nachlässt. Bei schnarchenden Menschen und Patienten mit Schlafapnoe lässt die Spannkraft der Muskulatur so stark nach, dass die Atemwege durch die erschlafften Muskeln verengt werden. Das beeinträchtigt die Atmung erheblich.

Gründe für einfaches Schnarchen können Infektionen der oberen Atemwege, wie beispielsweise Erkältungen, Schnupfen mit angeschwollenen Nasenschleimhäuten, akute Nasennebenhöhlenentzündungen oder allergische Reaktionen sein.

Vielfach geht eine obstruktive Schlafapnoe auf anatomische Ursachen zurück, die im HNO-Bereich liegen. Das können ein zu kleiner oder ein nach hinten fallender Unterkiefer, vergrößerte Rachenmandeln oder eine vergrößerte Zunge, ein verlängerter weicher Gaumen mit vergrößertem Zäpfchen, erschlaffte Rachenwände sowie Nasenpolypen, chronische Entzündungen der Nasenhaupt- und -nebenhöhlen, vergrößerte Nasenmuscheln oder eine verformte Nasenscheidewand sein.

In seltenen Fällen können auch Zysten oder Tumoren im Bereich des Kehlkopfs zu einem Schlafapnoe-Syndrom führen.

Starkes Übergewicht fördert die Atemstillstände während des Schlafens: U.a. begünstigen vermehrte Fettablagerungen im Mund- und Rachenraum die Apnoen. Das gilt ebenso für Schlafen in Rückenlage, Rauchen, Alkohol sowie die Einnahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln oder anderen Medikamenten, die den Atemantrieb hemmen. Auch in Folge chronischer Herz- oder Lungen-Erkrankungen sowie eines schlecht eingestellten Blutzuckers kann es zu einer Schlafapnoe kommen.

Die Fortschritte in der Schlafmedizin ermöglichen es heute, nächtliche Atemstörungen bereits in frühen Stadien zu erkennen. Entsprechend kann rechtzeitiger behandelt werden, was die Heilungsaussichten um einiges erhöht.

Zunächst erfasst der HNO-Arzt die Krankengeschichte des Patienten anhand gezielter Fragen. Dazu gehören unter anderem etwaige Vorerkrankungen, Einnahme von Medikamenten und Alkoholkonsum. Wichtig ist auch, die Schlafgewohnheiten des Patienten zu beleuchten. Der Partner des Betroffenen wird deshalb häufig mit in die Befragung einbezogen.

Nach der Befragung erfolgt eine umfassende Untersuchung des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf krankhaften Veränderungen der Nasenatmung oder Auffälligkeiten im Rachenbereich, die zur Beeinträchtigung der Atmung beitragen könnten. Mitunter wird auch der Biss-Status untersucht. Weitere Diagnosemethoden, die erforderlich werden können, sind Untersuchungen von Kehlkopf und Luftröhre mittels einer so genannten Laryngotracheoskopie. Die Nasennebenhöhlen werden mit bildgebenden Verfahren untersucht.

In vielen Fällen sind die so genannten Schlaflabore ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik. Sie dienen dazu, das Schlafverhalten des Patienten zu erfassen und damit auch die Schlafqualität zu beurteilen.

Viele niedergelassene HNO-Ärzte klären zunächst mit einer ambulanten Schlafaufzeichnung (Polygrafie) das Schlafverhalten ab. Bei Bedarf überweisen sie den Patienten an ein schlafmedizinisches Behandlungszentrum (Schlaflabor), mit dem sie eng zusammenarbeiten. Der Patient verbringt dort ein bis zwei Nächte - pausenlos unter der Beobachtung der Schlafmediziner. Diese ständige Überwachung ermöglichen Sensoren, die an verschiedenen Körperstellen des Patienten angebracht werden. Sie messen während des Schlafens unter anderem die Gehirnaktivitäten, den Herzschlag und die Atemfunktionen, den Blutdruck sowie den Sauerstoffgehalt im Blut. Die Messungen werden unter dem Begriff „Polysomnografie" zusammengefasst. Aus der Auswertung der erfassten Daten erhalten die Schlafmediziner dann ein so genanntes Schlafprotokoll. Aus diesem geht die Qualität der einzelnen Schlafphasen hervor. Ebenso lässt sich daraus erkennen, wann, wie lange und wie oft Atemstillstände auftreten. Damit kann schließlich die geeignete Therapie des betreffenden Patienten festgelegt werden.

Mitunter wird mit dem Patienten noch zusätzlich eine Untersuchung seiner Müdigkeit am Tage durchgeführt. Dazu soll er während des Tages ein kurzes Nickerchen von etwa 20 Minuten halten - mehrmals hintereinander im Intervall von zwei Stunden. Aus dem Tempo, in dem der Patient dabei jeweils einschläft, lässt sich der Grad der Tagesmüdigkeit ermessen: Je schneller, desto müder und desto ausgeprägter die Schlafapnoe.