Verordnung und Abnahme von Hörgeräten

Hat die HNO-Ärztin eine Schwerhörigkeit diagnostiziert, verordnet sie ein Hörgerät für den Patienten.

Zur Verordnung eines Hörgerätes ist bei Erwachsenen und älteren Kindern eine Impedanzmessung sowie ein Ton- und Sprachdiagramm nötig.

Ein Hörgerät behandelt die Symptome der Schwerhörigkeit. Das bedeutet, das Gerät kompensiert den Hörverlust, damit der Patient am täglichen Sprachgeschehen teilnehmen kann. Die Ursachen für eine Schwerhörigkeit können durch ein Hörgerät nicht behoben werden.

Moderne Hörgeräte funktionieren digital und haben in Deutschland analoge Hörgeräte abgelöst. Sie bestehen aus einem Mikrofon, einem digitalen Fourierfilter sowie einem Vorverstärker. Ferner verfügen Hörgeräte über einen Signalprozessor, einen Schallwandler sowie eine Verstärkerendstufe.

Grundsätzlich empfangen alle Hörgeräte über das Mikrofon Schallsignale, verstärken sie und senden sie an das Gehör des Patienten weiter. Die Unterschiede liegen in den verschiedenen Technologien, mit denen die Signale übertragen werden.

Die Wahl des richtigen Hörgerätes hängt von 3 Faktoren ab: dem individuellen Befund, den subjektiven Höreindruck sowie den Messungen der Verstärkungsleistung und des Frequenzgangs am Patienten. Die HNO-Ärztin nimmt dann einige letzte Optimierungen am Sitz des Gerätes sowie an dessen Hörleistung vor.

Eine mögliche Übernahme der Kosten für ein Hörgerät bzw. mögliche Zuzahlungen sollten Sie bei Ihrer Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung erfragen. Wir empfehlen unseren Patienten und ihren Angehörigen, dies in enger Absprache mit der HNO-Ärztin zu tun und stehen Ihnen dabei gerne beratend zur Seite.

Knochenleitungshörgeräte

Knochenleitungshörgeräte kommen bei Schalleitungsschwerhörigkeit zum Einsatz, wenn eine Operation das Hörvermögen nicht zufriedenstellend verbessern konnte. Darüber hinaus können sie eine Innenohrschwerhörigkeit von bis zu 40 Dezibel ausgleichen.

Diese Art von Hörgeräten ist technisch sehr einfach. Das Gerät verstärkt lediglich das Schallsignal und überträgt es direkt auf den Knochen.

Es gibt zwei Arten von Knochenleitungshörgeräten: Knochenleitungsbügel sowie knochenverankerte Hörgeräte.

Bei einem Knochenleitungsbügel wird der Körperschallgeber mittels eines Federbügels direkt an das Schläfenbein hinter dem Ohr gepresst. Der Körperschallgeber nimmt die akustischen Reize auf und wandelt das Schallsignal in Vibrationen um. Diese Vibrationen umgehen das Mittelohr und werden direkt an das Innenohr übertragen.

Dagegen bei knochenverankerten Hörgeräten wird eine Titanschraube in die äußere Schicht des Schädelknochens oberhalb des Mastoid - den Fortsatz des Schläfenbeins hinter dem Ohr - eingesetzt. Der Wandler zur Signalübertragung kann in die eingeheilte Schraube eingehängt und auf die Bedürfnisse des Patienten eingestellt werden.

Luftleitungsgeräte

Hierbei handelt es sich um die am häufigsten vorkommenden Hörgeräte. Sie sind für alle leichten bis mittleren Grade von Schwerhörigkeit geeignet.

Luftleitungsgeräte geben das Schallsignal über einen kleinen Lautsprecher (den sog. "Hörer") in den äußeren Gehörgang und weiter an das Trommelfell ab. Ihre Funktionsweise ist aufwändiger als Knochenleitungsgeräte, bei denen das Signal bloß verstärkt wird. Bei Luftleitungsgeräten muss das Schallsignal darüber hinaus an die restliche Aktivität des Hörvermögens angepasst werden.

Es gibt zwei Arten von Luftleitungsgeräten: Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) und In-Ohr-Hörgeräte (IO).

Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO)
Hier sind in einem kleinen Gehäuse neben der Ohrmuschel das Energie- und Elektronikmodul sowie das Mikrofon platziert. Ein Schallschlauch leitet die akustischen Signale von diesem Gehäuse aus in den Gehörgang. Es gibt zwei Varianten von HdOs.
Die erste Variante verfügt über einen sehr dünnen Schallschlauch, der von einer Silikonkuppel im Gehörgang zentriert wird. Der dünnere Schlauch und die Halterung verschließen den Gehörgang nicht vollständig, was den Tragekomfort erhöht. Allerdings können durch diese Bauweise höchstens mittelgradige Hörverluste kompensiert werden.
Bei der zweiten Variante liegt der Wandler kurz vor dem Trommelfell an. Auch hier bleibt der Gehörgang teilweise frei, was den Tragekomfort erhöht. Im Unterschied zur ersten Variante gibt es bei diesem Typ keine Verluste im Schallschlauch, wodurch eine mögliche Verzerrung des Schallsignal entfällt. Diese Konstruktion kann durch höhere Schalldruckpegel stärkere Schwerhörigkeiten kompensieren als die erste Variante.
In-Ohr-Hörgeräte (IO)
Bei In-Ohr-Hörgeräten werden sämtliche Teile in einem einzigen Gehäuse verstaut. Die Form des Gehäuses wird individuell an das Ohr des Patienten angepasst. Das Gerät wird entweder im Gehörgang nahe des Trommelfells platziert (Complete-in-Canal-Geräte) oder in der Ohrmuschel (Concha-Geräte).

Diese Luftleitungsgeräte können für jede Schallempfindungsschwerhörigkeit eingesetzt werden, von leichten bis hochgradigeren Diagnosen, ausgenommen Taubheit. Sie eignen sich auch für die seltene Schallempfindungsschwerhörigkeit.

Implantierbare Hörgeräte

Eine vorteilhaftere Variante sind implantierbare Hörgeräte. Sie eignen sich für alle Schallempfindungsschwerhörigkeiten, die nicht durch Luftleitungshörgeräte verbessert werden können. Darüber hinaus sind sie bei Schallleitungsschwerhörigkeiten angezeigt, die operativ nicht behoben werden können.

Bei diesen Modellen wird ein elektromagnetischer Wandler an den Gehörknöchelchen implantiert. Dadurch bleibt der Gehörgang bei dieser Art von Hörgeräten frei. Der Wandler wandelt das empfangene Schallsignal in elektrische Spannungsschwankungen um. Diese Spannungsschwankungen versetzen die Knöchelchen in mechanische Schwingungen. Da die das Mittelohr umgebenden Knochen bei Kindern noch im Wachsen begriffen sind, sind implantierbare Hörgeräte nur für Erwachsene zugelassen.

Implantierbare Hörgeräte bieten eine ganze Reihe von Vorteilen. Als Erstes sind sie für die Umwelt nicht sichtbar. Zudem verringert diese Bauweise das Risiko für Entzündungen, da sie den Gehörgang frei lässt. Implantate haben eine bessere Klangqualität, da sie Störfaktoren wie Rückkopplungspfeifen, Verzerrungen und Resonanzen vermeiden.